Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung zu Gast im AWO Seniorenzentrum Schwebheim
Zu einem Fachgespräch mit dem Pflegebevollmächtigten der Bunderegierung, Andreas Westfellhaus, trafen sich im AWO Seniorenzentrum Schwebheim AWO-Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses, Abteilungsleiter Controlling Thomas Fabiunke, Bereichsleitung Fachbereich Alter und Pflege Ulrike Hahn, sowie ihre Referentin Bettina Albert zusammen mit der Einrichtungsleitung Monika Müller und Pflegedienstleitung Elke Hohmann-Schwab. Westerfellhaus war auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar in ihrem Wahlkreis unterwegs und machte extra einen Abstecher in den Betreuungswahlkreis Schweinfurt.
Im Gespräch ging es vor allem um den Fachkräftemangel und mögliche Lösungen. Martin Ulses präsentierte dem Pflegebevollmächtigen die Arbeitsweise der AWO und seine Vorstellungen von einer guten Mitarbeiterführung. Er stellte besonders die verschiedenen Arbeitszeitmodelle vor, die in der AWO zur Anwendung kommen. Hier sei man vorbildlich aufgestellt und biete mehr als viele andere soziale Einrichtungen. Auch bei den Ausbildungsplätzen sei man vorbildlich. Man leiste sich sogar vom normalen Arbeitsalltag freigestellte Praxisanleiter oder auch zwei Betreuer für albanische Fachkräfte. Die seien in den Einrichtungen der AWO mit 25 Mitarbeiter*innen sehr positiv aufgenommen worden. „Wir tun alles, um genügend Auszubildende zu bekommen“, so Ulses, „aber es reicht immer noch nicht“.
Thomas Fabiunke ging auf die Probleme mit der Umsetzung der Gesetze des Bundes ein. Das Pflegegesetz sei sicherlich ein guter Weg, doch habe man damit ein bürokratisches Monster geschaffen. Statt die Zeit in die Pflege zu stecken, müsste das Personal viel Zeit in die Bürokratie stecken. Außerdem würden einzelne Bereiche, wie die Verwaltung oder die Anleiter bei der Vergütung nicht berücksichtigt. Der Verwaltungsschlüssel habe sich in den letzten 30 Jahren nur geringfügig von 1:30 zu 1:28 verändert. Fabiunke regte auch an, dass alle Arten von Pflege gleichbehandelt werden und es keine Unterscheidung von häuslicher und stationärer Pflege mehr geben soll.
MdB Dittmar wies darauf hin, dass die Pflege in der Politik einen hohen Stellenwert hat. Allerdings müsse noch viel getan werden, damit alle Parteien zufrieden sind. Vieles müsse die Selbstverwaltung regeln, der Saat könne nur die Rahmenbedingungen schaffen.
Westerfellhaus lobte die Anstrengungen der AWO für ein ausgewogenes System. „Es klappt nicht überall so gut wie hier“. Die konzertierte Aktion Pflege habe vieles angestoßen, stellte er fest, auch wenn in vielen Bereichen Kompromisse gemacht werden mussten. Wir müssen nicht nur von Wertschöpfung reden, sondern müssen handeln. Die fehlende Berufsautonomie sei nur ein Punkt. Er stellte ein Pilotprojekt vor, das die 35-Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich beinhaltet, mit der Maßgabe, dass der Mitarbeiter in der Freizeit keiner anderen Beschäftigung nachgehe. Wenn die Bedingungen stimmen, würden 48 Prozent der Berufsaussteiger zurückkommen, zitierte er eine ihm vorliegende Untersuchung.
Wichtig sei auch, dass alles was politisch ausgehandelt wurde, vor Ort nicht abgelehnt werde oder man sogar dagegen arbeite. Dies gelte auch bei Tarifverhandlungen. Es sein fatal, die Pflege mit dem Mindestlohn in Zusammenhang zu bringen.
Ulrike Hahn beklagte, dass die Prüforgane grundsätzlich Missbrauch gegenüber der Pflege an den Tag legen würden. Dies untergrabe die Arbeit der fleißigen Mitarbeiter in den Einrichtungen und demotiviere sie. Das neu eingeführte Meldewesen habe für noch mehr Bürokratie gesorgt.
Westerfellhaus nahm an diesem Tag sehr viele neue Informationen mit aus Schwebheim zurück nach Berlin. Er war froh, dass er endlich mit Fachleuten zusammensaß, die nach Lösungen suchen und nicht wie viele andere immer nur jammern. Man versprach sich gegenseitig in Kontakt zu bleiben und weiterhin den Austausch zu suchen.