Eine Prinzessin bei der AWO
Francesca Weiß ist eine echte Prinzessin. Und sie arbeitet bei uns, bei der AWO Unterfranken. Sie ist die Würzburger Weinprinzessin und gleichzeitig Kinderpflegerin im Kinderhaus Rasselbande in Würzburg. Wir wollten wissen, wie das zusammenpasst und was sie aus dem Nebenjob-Ehrenamt gelernt hat.
Francesca, seit wann bist du im Kinderhaus und wie kam es dazu, dass du Weinprinzessin geworden bist?
Ich komme hier aus Heidingsfeld und bin selbst hier in den Kindergarten gegangen. Meine damalige Erzieherin ist jetzt meine Kollegin. Nach der Schule habe ich hier ein Praktikum gemacht, dann während meiner Ausbildung mein Berufsanerkennungsjahr und seit September 2021 arbeite ich hier Vollzeit als Kinderpflegerin. Zu Weinprinzessin bin ich tatsächlich viel leichter geworden: Ich habe das über Radio Gong gehört, dass eine neue Prinzessin gesucht wird und habe mich beworben. Ich bin schon lange im Faschingsverein tätig und kannte über diese Schiene auch den Winzerverein. Heute ist das anders als früher: Man muss nicht zwangsläufig aus einer Winzerfamilie kommen und auch nicht eine große Weinkennerin sein, um den lokalen Winzerberuf zu vertreten. Aber auf jeden Fall haben ich viel gelernt über den Weinbau, übers Keltern, über Sorten usw.
Was gehört zum Alltag einer Weinprinzessin? Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch?
Oh, es ist ein Halbtagsjob. Wir werden zu Terminen eingeladen und vertreten da sozusagen den Fränkischen Wein. Wir sind selbst organisiert. Der Verein schreibt uns nicht vor, welche Veranstaltungen wir wahrnehmen. Wir werden eingeladen und entscheiden selbst, ob wir hingehen. Manchmal muss ich die Fränkische Weinkönigin vertreten.
Wie bekommst du einen Vollzeitjob und den Prinzessinnen-Alltag unter einen Hut?
Man muss es wollen und sich im Klaren sein, dass es Zeit in Anspruch nimmt. Dann braucht es gute Planung, ein rücksichtsvolles privates Umfeld und man muss auf freie Wochenenden verzichten können. Ich lasse es nicht meine Arbeit beeinflussen. Ganz selten habe ich mal einen Termin unter der Woche am Vormittag. Ist aber eher die Ausnahme. Wochentags bin ich die Franci in der Kinderbetreuung.
Und welche Qualitäten muss man mitbringen, um es gut zu schaffen?
Da es ein sehr soziales Ehrenamt ist, muss man Interesse an Menschen haben, offen sein für Gespräche und Themen aber auch mit öffentlichen Druck umgehen zu können. Man muss mit allen Arten von Menschen umgehen können. Deswegen ist es auch gut, dass man das Amt für zwei Jahre hat. Das erste Jahr braucht man wirklich zur Orientierung, man muss da reinwachsen, die Strukturen verstehen und lernen auch mal mit schwierigen Situationen und oder komischen Bemerkungen umzugehen.
Gibt es Situationen, in denen du das Amt bereust?
Nein, auf keinen Fall. Ehrenamt ist immer charakterbildend. Es kommt immer auf den Blickwinkel an, wie man auf die Situation sieht: Lasse ich mich überwältigen oder gehe ich gestärkt da raus. Und ich entscheide mich immer für das zweite.
Was noch nimmst du mit aus dem Prinzessinnen-Dasein?
Ich kann jetzt acht Stunden auf Highheels stehen (lacht). Und ich habe viele Menschen kennengelernt und viele Persönlichkeiten, von denen ich etwas gelernt habe.
Kannst du ein Beispiel geben?
Ich war positiv überrascht über unsere bayerische Digitalisierungsministerin Judith Gerlach, die in ihrer Rede überhaupt keine politischen Inhalte verpackt hat und auch ganz nahbar und sympathisch ist. Und ich war inspiriert von der Rede des Oberbürgermeisters von Münster. Er hat gesagt, dass er in allen aktuellen Debatten die Toleranz für die Meinung des Gegenübers vermisst. Dass man andere Gedanken nicht stehen lassen kann und mit Andersdenken trotzdem in Harmonie leben kann.
Ist das ein Thema, das dich persönlich interessiert?
Auf jeden Fall. Ein Motto, das ich versuche umzusetzen, ist: We agree to disagree. Mein Gegenüber ist immer noch ein Mensch und auch wenn wir nicht der gleichen Meinung sind, können wir uns respektieren und am gleichen Tisch sitzen. Auch im Team. Man kann auch mal hitziger diskutieren und manchmal wird man überstimmt, aber morgen reden wir miteinander. Gelingt mir nicht immer, aber ich arbeite dran. (lächelt).
Was nimmst du aus deinem Amt sonst noch mit in dein berufliches Leben?
Oh, es ist eher andersrum. Meine Arbeit und der Kontakt mit Kindern und Eltern hat mir ganz tolle Voraussetzungen für das Amt gegeben. Offen sein, kommunikativ, mit Menschen umgehen - das liegt mir auch, aber ich habe es in meinem Beruf verfeinern können: Die Menschen einschätzen, ein Gespür für Altersgruppen oder kulturelle Unterschiede, den richtigen Ton treffen. Ich bekomme oft Komplimente für meine offene Art.
Apropos reden: Du musst oft reden halten. Fällt dir das schwer? Das ist etwas Anderes als Zweigespräche.
Ich bin zwar immer aufgeregt, aber es fällt mir nicht besonders schwer. Ich rede leichter frei als vom Blatt ablesen. Ich überlege mir etwas, was zu den Anwesenden oder zum Ort passt. Wichtig ist dabei, dass man Interesse an den Menschen und der Veranstaltung hat. Das spüren die Menschen, wenn es authentisch ist und von Herzen kommt.
Und was ist mit dem Social-Media-Rummel? Wie kommst du damit klar?
Das ist für diese Zeit ok. Ich habe ja einen extra Instagram-Kanal für das Amt und versuche die Community auf dem Laufenden zu halten. Aber auf Dauer ist es zu stressig. Wenn man das richtigmacht, ist es auch ein Halbtagsjob. Also ich werde keine Influencerin wenn ich mit dem Amt fertig bin. Ich bleibe bei meinem Beruf.
Na da sind wir alle erleichtert ;-) Was nimmst du dann mit aus dieser Zeit?
Die Erinnerungen. Es macht Spaß, wenn aus Momenten, die wir erleben Erinnerungen fürs Lebens entstehen. Ist irgendwie ein Spruch und ich lebe das eins zu eins gerade.